Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung
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AG Sozio-ökonomische Disparitäten, Kulturen und bildung

Koordination: Prof. Dr. Hartmut Ditton & Prof. Dr. Alois Moosmüller

 

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe finden Sie hier.

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Die Literaturliste steht Ihnen hier als pdf-doc. zur Verfügung.


Als Folge der gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten zehn Jahre haben soziale und kulturelle Disparitäten deutlich zugenommen, was zumeist auch als Zunahme gesellschaftlicher Risiken gedeutet wird. Dem liegen Vorstellungen einer homogenen Gesellschaft zugrunde, die aus einer Zeit stammen, als soziale Ungleichheiten und kulturelle Verschiedenheiten weniger vorhanden bzw. weniger deutlich im öffentlichen Bewusstsein waren. Die Paradigmen verändern sich, immer mehr wird davon ausgegangen, dass in gegenwärtigen Gesellschaften Vielfalt und Verschiedenheit auch als Chance zu verstehen sind, was sich in der Verwendung des positiv konnotierten Begriffs "Diversität" zeigt (Binne 2006; Carayannis 2008). Nach wie vor bestehen allerdings grundlegende Unklarheiten darüber, ob sich kulturelle Diversität und soziale Solidarität nicht ausschließen und in der Integrationspolitik ver¬schiedener europäischer Ländern zeigen sich gravierende Spannungen (OECD 2008). Besonders im Bildungs¬bereich stellen sich sehr erhebliche Herausforderungen, wie die aktuellen Diskussionen zu Chancen¬ungleichheit und die intensivierten Bemühungen um Reformmaßnahmen überdeutlich anzeigen (Baumert u.a. 2006). Vielfach wurden offensichtlich die Risiken sozialer und kultureller Diversität unterschätzt. Dies hat insbesondere auch mit der Tatsache zu tun, dass der Diskurs zum Thema Managing Diversity bisher relativ einseitig und stark idealisierend im Kontext betriebswirtschaftlicher und personalpolitischer Problemstellungen diskutiert wurde.

Das wesentliche Ziel in diesem Projektcluster besteht daher darin, differenziert und empirisch fundiert in verschiedenen gesellschaftlichen Brennpunkten zu untersuchen, wie mit sozialer und kultureller Ungleichheit bzw. Verschiedenheit umgegangen und in welcher Weise mit dem Managing Diversity Paradigma verfahren wird. Dabei werden Bildungsverläufe in unterschiedlichen institu¬tionellen Settings verfolgt, um vertiefte Einsichten zu gewinnen, wie mit sozialer und kultureller Diversität umgegangen wird, welche Maßnahmen ergriffen werden, um Disparitäten auszugleichen bzw. Diversität als Ressource zu nützen und in welcher Weise das Management von Diversität betrieben wird.

Die für das Projektcluster vorgeschlagenen Forschungsskizzen verweisen auf das Potential zur Weiterführung und Vertiefung bisheriger Forschungsschwerpunkt der Beteiligten und zugleich auf Erweiterungen und eine intensivere Vernetzung, die durch die Integration in eine Forschergruppe ermöglicht wird. Dies bezieht sich zum einen auf Untersuchungen zu sozialer Ungleichheit resp. Armut und Bildungschancen, die an unterschiedlichen Übergangsstellen im Bildungsverlauf differen¬ziert analysiert werden (Ditton 2007; Tippelt u.a. 2007; Walper 2008). Diese Projekte sind in einen breiten nationalen sowie internationalen Forschungs¬kontext eingebunden (nationales Bildungspanel, Adult Education Survey, PAIRFAM). Erweitert wird diese Struktur durch Projekte, die primär Fragen der kulturellen Diversität themati¬sieren (Klippel 2003; Leonhardt 2008; Moosmüller 2008). Ein Projekt analysiert in Unternehmen verschiedener europäischer Länder Praxen des Managements kultureller Diversität, insbesondere in Hinblick auf Auszubildende. Ein weiteres Projekt nimmt die Situation hochqualifizierter Arbeitsmigranten in den Blick. Weitere Projekte zur kulturellen Diversität im Bildungsbereich beziehen sich auf die mathematische Kompetenz¬ent¬wicklung von Kindern mit Migrationshintergrund, auf die besonderen Bedingungen der schulischen Integration hörgeschädigter Kinder mit Migrationshintergrund, auf die Entwicklung interkultureller Kompetenz durch internationale Kinderbegegnungsmaßnahmen, auf die Bedingungen und Möglich¬keiten außerschulischer und außerfamiliärer Sozialisationsprozesse in multikulturellen Umwelten sowie auf die interkulturellen Beziehungen unter Jugendlichen in Schule und Freizeit. Auch bezüg¬lich dieser Projekte bestehen vielfältige Kooperationen mit externen Partnern, sowohl national als auch international.

Durch die Verschränkung unterschiedlicher Zugangsweisen und theoretischer Konzeptionen sind wesentliche Erkenntnisse zum Management von Diversität sowie entscheidende Impulse für die Profilierung der Institute in einem hochbedeutsamen Forschungsbereich zu erwarten.

 

Themenschwerpunkte der Arbeitsgruppe:

(A) Reproduktion sozial-kultureller Disparitäten im Lebenslauf

Soziale Ungleichheit und Bildungsentscheidungen im Lebenslauf
(Ditton/Walper  Verknüpfung mit NEPS/Bildungspanel)

Armut und Bildungschancen von Kindern: Rational Choice oder Familienstress?
(Walper/Ditton  Verknüpfung mit PAIRFAM, DJI-Survey)

Disparitäten bei Übergängen zwischen Bildungs-, Beschäftigungs- und Weiterbildungssystem
(Tippelt/Schmidt-Hertha  Verknüpfung mit Adult Education Survey, u.a.)

 

(B) Managing Diversity in institutionellen Bildungskontexten

Interkulturelle Kompetenz durch internationale Kinderbegegnungen
(Bednarz-Braun)

Managing Diversity Kompetenz in interkulturellen Handlungskontexten
(Dürr/Moosmüller)

Feminisierung der Lehrerschaft
(Eckert/Cornelißen)

Umgang mit Berufswünschen von Mädchen und Jungen in einer geschlechterkodierten Welt
(Cornelißen/Ihsen)

Englischlernen in heterogenen Klassen der Primar- und Sekundarstufe
(Klippel/Speck-Hamdan)

Kulturelle Gegebenheiten und ihr Einfluss auf die mathematische Kompetenzentwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund in Europäischen Einwanderungsländern
(Reiss)

Sozial-emotionalen Auffälligkeiten begegnen: sekundärpräventive Programme über die Lebensspanne
(Bundschuh)

Prädiktoren posttraumatischer Symptomatik nach traumatischen Ereignissen in der Schule
(Rosner)

 

Externe Kooperationen

Prof. Dr. Lothar Abicht (isw, Halle)

Prof. Dr. Hans-Peter Blossfeld, Uni Bamberg / INBIL

Prof. Dr. Hartmut Esser (Uni Mannheim)

Prof. Dr. Tina Hascher (Uni Salzburg)

Prof. Dr. Aiso Heinze (IPN Kiel)

Prof. Dr. Helena Helve (Finnland)

Prof. Dr. Leonie Herwartz-Emden (Uni Augsburg)

Prof. Dr. Johannes Huinink (Bremen)

Prof. Dr. Kuboshima, Shiga-University, Otsu, Japan

Prof. Dr. Lechta, Trnava, Slowakei

Prof. Dr. Hildegard Macha (Universität Augsburg

Prof. Dr. Keizo Miyazaka, Universität Tokyo

Prof. Dr. Eckehard Nuissl, DIE Bonn

Prof. Dr. Thea Peetsma (Uni Amsterdam)

Prof. Dr. Ineke van der Veen (Uni Amsterdam)

Prof. Dr. Claire Wallace (UK),

Prof. Dr. Hilde Weiss (Uni Wien)

Prof. Dr. Yokkaichi, Tsukuba-University, Tsukuba, Japan