Lehrstuhl für Sprachheilpädagogik
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Abstracts

Vorträge

Spracherwerb unter besonderen Bedingungen – Spezifische Herausforderungen für Kinder mit unterschiedlichen Primärbeeinträchtigungen und ihre Bezugspersonen

(Dr. Daniela Kiening & Dr. Dana Marks, Akad. Sprachtherapeutinnen/Wiss. Mitarbeiterinnen Lehrstuhl Sprachheilpädagogik, LMU München)

Zur Einführung in die Thematik der Tagung beleuchtet der Vortrag zunächst, welche potentiellen Stolpersteine sich aus unterschiedlichen Primärbeeinträchtigungen für die Entwicklung von Sprache und Kommunikationsfähigkeit ergeben können. An ausgewählten Beispielen werden mögliche Veränderungen und Herausforderungen in der Interaktion zwischen dem betreffenden Kind und seinen Bezugspersonen dargestellt. Außerdem werden Besonderheiten in der (sprachlichen) Informationsverarbeitung erläutert, die in der Gestaltung von Unterstützungs- und Beratungsangeboten zu berücksichtigen sind. Möglichkeiten der (sekundären) Prävention und Beratung sowie unterschiedliche Wege der therapeutischen Versorgung in Alltag und Schule werden aufgezeigt. Deutlich wird in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit der Einbindung sämtlicher Bezugspersonen, um eine tatsächliche kommunikative Teilhabe der betroffenen Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen

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Bausteine der Unterstützten Kommunikation in der Sprachtherapie mit kognitiv beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen

(Hildegard Kaiser-Mantel, Akad. Sprachtherapeutin in eigener Praxis, München)

Die Gestaltung einer kommunikationsorientierten Sprachtherapie mit kognitiv beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen stellt eine große Herausforderung dar. In der Sprach- und Kommunikationstherapie mit Kindern mit Intelligenzminderung darf das Augenmerk des Sprachtherapeuten nicht nur auf die klassischen „Sprachstörungen“ gerichtet werden, sondern die Förderung der „kommunikativen Kompetenz“ mit allen zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln steht im Mittelpunkt. Nur so wird Teilhabe in der Gesellschaft auch für Menschen mit kognitiven Einschränkungen möglich. Die Unterstützte Kommunikation bietet hierbei ein großes Fass, aus dem die Sprachtherapie schöpfen kann.

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Das Moerser Kommunikations-Konzept Schule: Zusammenarbeit zwischen Sprachtherapie und (Förder-)schule

(Uta Hellrung, Dipl. Logopädin, Zentrum für Unterstütze Kommunikation, Moers &
Christina Ostfalk, Förderschullehrerin für Sprache und Geistige Entwicklung, Städtische Förderschule Geistige Entwicklung, Duisburg)

Die Schlüsselkompetenzen für Partizipation, Selbstbestimmung und Lernen sind Sprache und Kommunikation. Kinder und Jugendliche, die nicht in ausreichendem Maße Lautsprache erwerben, haben deshalb sehr viel ungünstigere Startbedingungen.
Inwieweit auch für sie in der Schule erfolgreiche Kommunikation möglich ist, hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab:

  1. Kinder und Jugendliche ohne oder ohne ausreichende Lautsprache brauchen eine gezielte Förderung ihrer kommunikativen und sprachlichen Fähigkeiten mit unterstützten Kommunikationsformen.
  2. Die Kommunikationspartner müssen ebenfalls lernen, damit sie Modell in der Nutzung alternativer Kommunikationsformen sein können und ihr Kommunikationsverhalten an die Möglichkeiten dieser SchülerInnen anpassen können.

Im Zentrum für Unterstützte Kommunikation (ZUK) in Moers wurde über viele Jahre eine strukturierte Form der Zusammenarbeit mit Förderschulen Geistige Entwicklung in der Region entwickelt, die diese beiden Perspektiven berücksichtigt. Das daraus entstandene Konzept verfolgt das Ziel, auch für nicht lautsprachlich kommunizierende SchülerInnen erfolgreiche Kommunikation durchgehend im (Schul-) Alltag möglich zu machen. Im Vortrag werden verschiedene Konzeptbausteine und Wirkfaktoren vorgestellt und diskutiert.

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Workshops

Workshop 1:
Hilfsbausteine in der Sprachtherapie mit hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen nach dem Konzept „Die Wort-S(ch)atz-Lupe“ (Häußinger 2017) – Therapie effektiver gestalten

(Dr. Claudia Häußinger, Akad. Sprachtherapeutin in eigener Praxis & Lehrbeauftragte der LMU München)

Die Sprachtherapie und der Unterricht mit hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen stellen Sprachtherapeuten und Lehrer aufgrund der großen Heterogenität der Gruppe und deren besonderer Bedürfnisse im Therapie- oder Unterrichtskontext stets vor neue herausfordernde Aufgaben. Im Workshop werden nach dem Konzept „Die Wort-S(ch)atz- Lupe" (Häußinger 2017) verschiedene Hilfsbausteine für die Sprachtherapie/Förderung mit/von hörgeschädigten Kindern zur Erhöhung der Therapieeffektivität vorgestellt und gemeinsam praktisch erprobt.

Das Konzept entstand aus der langjährigen sprachtherapeutischen Praxis und Lehrtätigkeit der Autorin und bietet aufgrund seines Baukastenprinzips und der Aufteilung in Basis-, Hilfs- und Therapiebausteine die Möglichkeit, die Therapie individuell an die heterogene Gruppe hörgeschädigter Kinder und auch Jugendlicher mit unterschiedlichsten Hör- und Lautsprachkompetenzen anzupassen. Der Hilfsbaustein „kompensatorische Hilfen“ beinhaltet hierbei u.a. die Bausteine „Selbsthilfestrategien“, „visuelle Kompensatorische Hilfen: Einsatz von Gebärden, Absehen und Schrift“ oder „angepasste Therapeutensprache“.

So können die Therapie und Hilfen im Unterricht nicht nur für Kinder mit früh erkannter Hörschädigung und guter Versorgung ausgearbeitet werden, sondern lassen sich beispielsweise auch an die Bedürfnisse von Kindern mit starken Verzögerungen oder Problemen im (Laut-) Spracherwerb oder von Kindern mit Hörschädigung und zusätzlichem Förderbedarf anpassen.

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Workshop 2:
Das iPad in der UK - mehr als nur ein Spielzeug

(Igor Krstoski, Sonderschullehrer, Akad. Mitarbeiter, PH Ludwigsburg)

Seit das iPad mit Jahr 2010 auf den Markt kam, hat es sich zunächst zügig in den USA im Bereich der Unterstützten Kommunikation etabliert. Rasch wurden Apps für die Unterstützte Kommunikation entwickelt. Die Zielgruppe dieser Apps sind Kinder, die nicht über expressive Lautsprache verfügen und daher auf ergänzende oder alternative Kommunikationsformen angewiesen sind.

Der Einsatz dieses Geräts ist nicht nur für die Symbolkommunikation beschränkt, sondern kann auch als Kommunikationsanbahnung (bei Personen mit einer schweren geistigen Behinderung oder auch bei Personen aus dem Bereich ASS) sowie bei Personen, die über Schriftsprache kommunizieren, verwendet werden.

In Deutschland haben alle Hilfsmittelanbieter ein iPad mit entsprechenden UK-Apps und entsprechenden robusten Hüllen mit Hilfsmittelnummer im Angebot. Durch diesen Umstand zahlen die gesetzlichen Krankenkassen diese Geräte. In Deutschland werden zunehmend mehr Menschen mit einem iPad in entsprechender Kombination als elektronische Hilfsmittel durch Krankenkassen finanziert. Worin liegt der Mehrwert - worin liegen aber auch die Grenzen des iPads im Bereich der Unterstützten Kommunikation - das sollen die Inhalte des Workshops sein.

Gezeigt werden Videobeispiele aus der Praxis und anschaulich werden die gängigsten UK-Apps vorgestellt. Auch für Menschen, die noch nicht über ein Symbolverständnis verfügen, werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie anhand des sozial-pragmatischen Ansatzes, UK-Förderung stattfinden kann. Abgerundet wird der Workshop durch eine Übersicht über die verschiedenen Angebote der unterschiedlichen Hilfsmittelanbieter.

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Workshop 3:
Sprachtherapie via Unterstützter Kommunikation bei Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen: Den Einstieg in den Spracherwerb durch kommunikative Fähigkeiten meistern

(Dr. phil. Kerstin Nonn, Staatl. Berufsfachschule für Logopädie am Klinikum Innenstadt der LMU München)

Wenn Menschen in ihrer Sprache und Kommunikation schwer beeinträchtigt sind, ist ihre Kooperationsfähigkeit und Teilhabe an der menschlichen Gemeinschaft erschwert, ihre Lebensqualität und Selbständigkeit sind dadurch stark reduziert. Unterstützte Kommunikation (UK) stellt betroffenen Menschen, ihren Familien und ihrer sozialen Umgebung zur Lautsprache alternative oder ergänzende Kommunikationsformen zur Verfügung, damit sie dem menschlichen Grundbedürfnis nach Kooperation und Kommunikation nachgehen können.

In der sozialpragmatischen Theorie Michale Tomasellos sind die prosoziale Motivation und die Verknüpfung zwischen Sprache und Denken die entscheidenden Voraussetzungen für den Spracherwerb. Am Anfang des Spracherwerbs stehen die Freude an der Kommunikation und das Einüben kommunikativer Handlungsabläufe. Die Pragmatik-Kommunikation ist quasi die Lokomotive für den Spracherwerb. Sie steht am Anfang der Förderung in UK und stellt den wichtigen Unterbau für die weitere Entwicklung dar.

Die Teilnehmenden sollen aktuelles und vertiefendes Wissen zu den Anfängen der Kommunikations- und Sprachentwicklung erwerben und auf unterstützt kommunizierende Menschen in ihrem Berufsalltag und deren Förderung anwenden können. Die soziale Teilhabe und Aktivität durch Kooperation sind wichtige Gradmesser für eine erfolgreiche Umsetzung der Förderung.

Didaktisch ist das Seminar als ein Methodenmix aus theoretischer Wissensvermittlung über Power Point und aktivierenden Lehr-Lernsequenzen aufgebaut. Besonders berücksichtigt werden individuelle Fragestellungen der Teilnehmenden zum Thema der Sprach- und Kommunikationsentwicklung.

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Workshop 4:
Lautsprachunterstützende Gebärden in der Sprachtherapie

(Alisa Rudolph –Akad. Sprachtherapeutin M.A. & Wiss. Mitarbeiterin Lehrstuhl Pädagogik bei geistiger Behinderung, LMU München)

Kinder mit Intelligenzminderung oder Entwicklungsstörungen, aber auch Kinder mit spezifischen Sprachentwicklungsstörungen machen häufig die Erfahrung, nicht ausreichend kommunizieren zu können, um ihre Wünsche und Bedürfnisse mitzuteilen. Lautsprachunterstützende Gebärden können für sie eine geeignete Möglichkeit darstellen, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern. Beim Einsatz der Gebärden in der Interaktion mit diesen Patienten geht es um viel mehr als nur um die Anbahnung von Sprache oder um die Ersetzung der (noch) nicht entwickelten Lautsprache. In diesem Workshop werden die vielfältigen Möglichkeiten des Gebärdeneinsatzes in der Sprachtherapie thematisiert.

Folgende zentrale Fragen werden bearbeitet: Warum werden Gebärden eingesetzt? Was wird gebärdet? Welche Gebärden werden verwendet? Wie findet man die Gebärden?

Die Teilnehmer sollen selbst Gebärden ausprobieren und Lust bekommen, die Hände beim Sprechen einzusetzen. Vorbehalte gegenüber dem komplexen Gebärdensystem werden abgebaut und dadurch Mut zum Gebärdeneinsatz gemacht.

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Workshop 5:
Einsatz elektronischer Kommunikationshilfen im Kontext der Sprachtherapie

(Sarah Vock, Klin. Linguistin M. Sc., Hilfsmittelberaterin bei Rehamedia, Köln)

SprachtherapeutInnen spielen im Versorgungsprozess einer nicht lautsprachlich kommunizierenden Person mit einer elektronischen Kommunikationshilfe häufig eine entscheidende Rolle. Sie äußern in vielen Fällen erstmals die Idee, Methoden der Unterstützten Kommunikation einzusetzen, informieren über aktuelle Möglichkeiten und stellen vermehrt den Kontakt zu Hilfsmittelanbietern her. Dennoch bestehen häufig Unsicherheiten in Bezug auf den Ablauf einer Versorgung: Welche Kommunikationshilfe könnte zu den Fähigkeiten des Patienten passen? Wer übernimmt die Kosten für eine elektronische Kommunikationshilfe? Gibt es dazu gesetzliche Regelungen? Und welche Unterlagen sind für eine Beantragung notwendig?

In einem einführenden Vortrag wird ein Überblick über aktuelle elektronische Kommunikationshilfen gegeben. Die vorgestellten Hilfsmittel werden außerdem kategorisiert und mögliche Nutzergruppen aufgezeigt, damit SprachtherapeutInnen ihre PatientInnen möglichst kompetent beraten und begleiten können.

Zudem werden Adaptionen und Ansteuerungsmöglichkeiten für motorisch beeinträchtigte NutzerInnen vorgestellt. Abschließend wird der Ablauf eines Versorgungsprozesses skizziert und herausgestellt, welche Rolle SprachtherapeutInnen darin haben können. Im Anschluss an den Vortrag haben die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, verschiedene elektronische Kommunikationshilfen und Ansteuerungsmöglichkeiten selber praktisch zu erproben.

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Workshop 6:
Vokabular und Wortschatzaufbau in der Unterstützten Kommunikation

(Katja Zimmermann, SRin Fö, abgeordnete Lehrkraft am Lehrstuhl Pädagogik bei geistiger Behinderung, LMU München)

Die Auswahl geeigneten Vokabulars stellt eine der größten Herausforderungen in der professionellen Arbeit mit Menschen dar, die auf Unterstützte Kommunikation (UK) angewiesen sind. Es sollte bedeutungsvoll, altersangemessen und themenübergreifend sein sowie die soziale Interaktion erleichtern.

Es stellt sich die Frage, welche Wörter sowohl für die Alltagskommunikation als auch für die Sprachentwicklung von besonderer Bedeutung sind und demzufolge unbedingt im Rahmen der UK-Förderung berücksichtigt werden müssen. Eine grundlegende Orientierung in Bezug auf Auswahl und Priorisierung bietet das Kern- und Randvokabular, wobei ersteres den häufigsten Wörtern der Alltagssprache entspricht, welches durch ein individuell bedeutsames Randvokabular ergänzt wird.

Doch wie kann das Vokabular den UK-Nutzern im (Unterrichts-)Alltag vermittelt werden? Hier erweist sich die Orientierung an Wortschatzmodulen und dem Prinzip des Modellings als besonders wertvoll. In diesem Workshop sollen neben der Vermittlung theoretischer Grundlagen Möglichkeiten der Umsetzung anhand von konkreten Beispielen aufgezeigt werden.

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