Keynote Prof. Dr. Josef Schrader

Prof. Dr. Josef Schrader | Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE), Eberhard Karls Universität Tübingen

Keynote: Nachhaltigkeit von Forschung und Transfer in der Erwachsenenbildung – Befunde, Beobachtungen und Erfahrungen

Dienstag, 12.09.23 | 11.30 Uhr bis 12.30 Uhr | Hörsaal 2U01

Mit dem Rahmenthema „Erwachsenenbildung und Nachhaltigkeit“ schließt die Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft an die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Sustainable Development Goals an. Für einige der SDG’S sind die Bezüge zur Erwachsenenbildung offensichtlich, etwa dann, wenn es um hochwertige Bildung und die Verringerung von Ungleichheiten, die Förderung von Gesundheit und Wohlergehen, Geschlechtergleichheit oder menschwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum geht. Für andere Ziele mag das weniger offenkundig sein (sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, Gerechtigkeit und starke Institutionen). Für alle Ziele aber gilt, dass sie ohne Engagement für und Investitionen in Bildung und damit ohne Lern- und Bildungsprozesse auch im Erwachsenenalter nicht erreicht werden können. Bessere Bildung im Sinne der SDG ist also nicht nur ein zentrales Ziel, sondern auch ein unverzichtbares Mittel, um nachhaltige Entwicklungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu sichern und eine soziale, ökologische und ökonomische Transformation für eine resiliente Gesellschaft zu gestalten. Dass Wissenschaft dazu einen unverzichtbaren Beitrag leisten kann, soll, ja muss, ist ein weithin geteilter Konsens.

Dass die Sektion Erwachsenenbildung sich dem Nachhaltigkeitsthema widmet, entspricht ihrem historisch verankerten Selbstverständnis, Forschung und Wissenschaft zum Lernen und zur Bildung Erwachsener in praktisch-politischer Absicht zu betreiben. In dem Call for Papers schwingen aber auch Zweifel daran mit, ob die in der Nachhaltigkeitsdebatte geforderte enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Praxis durch mehr zusammengehalten wird als durch die guten Absichten ihrer Protagonisten. Daraus erklärt sich die Bitte an den Vortragenden, den Anspruch auf Nachhaltigkeit auf die Entwicklung der Erwachsenenbildungswissenschaft selbst zu beziehen. Das wirft Fragen nach der Relevanz und Kontinuität von Forschungsthemen, nach der Gestaltung partizipativer Kooperationsformate mit Akteuren aus anderen „Ökosystemen“ oder nach der Sicherung eines nachhaltigen Wissenstransfers. Um diesen Fragen nachzugehen, stützt sich der Beitrag auf wissenschaftsgeschichtliche Beobachtungen, auf die Analyse von Kooperationskonzepten und Transferleistungen sowie auf die Reflexion berufsbiographischer Erfahrungen.