Lehrstuhl für Schulpädagogik
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Amani Kroner - Die Relevanz des Migrationshintergrundes im Rahmen der Berufserfahrung von Sekundarlehrkräften mit arabischem Migrationshintergrund in Baden-Württemberg

Kurzbeschreibung

Die Diversität von allen Personen an einer Schule ist in einer modernen Gesellschaft zunächst ein wertfreies Merkmal, das aber in verschiedenen Situationen und Diskursen an Relevanz und normativer Aufladung gewinnt. Die geplante Dissertation legt hierbei die Aufmerksamkeit auf die Frage nach der Relevanz des Migrationshintergrundes von Lehrkräften im Rahmen ihrer erlebten Berufserfahrung. Diese ist im bildungspolitischen Diskurs mit umfangreichen Erwartungen und Potentialen verknüpft, die beide das grundlegende Ziel des Schulerfolgs aller Lernenden beinhalten. Dabei steht der Schulerfolg nicht nur mit Kompetenzen in Verbindung, sondern mit dem prinzipiellen Abbau von Bildungsbenachteiligungen durch Aspekte einer interkulturellen Schulentwicklung oder diversitätssensiblen Interaktionen im Schulraum.

Lehrkräfte mit Migrationshintergrund werden in verschiedenen Diskursen mittlerweile als „exklusive Akteursgruppe“ dargestellt. Hier gibt es eine grundsätzliche Kritik an den möglichen Hintergrundannahmen, dass aus einem „Migrationshintergrund“ eine homogene Akteursgruppe hervorgeht und sich diese zusätzlich migrationsbezogenen Schulthemen annimmt.

Jedoch stellt sich die Frage, inwiefern Lehrkräfte mit Migrationshintergrund trotz ihrer Heterogenität tatsächlich über spezifische Merkmale verfügen, die den Schulerfolg von Lernenden beeinflussen und in welchen Situationen diese an Relevanz gewinnen sowie eingesetzt werden. Dabei können nicht nur die Lehrkräfte mit Migrationshintergrund in verschiedenen Situationen auf ihren Migrationshintergrund bzw. den damit verbundenen Kompetenzen und Erfahrungen (nicht) zurückgreifen, sondern auch das Kollegium, die Eltern, das Führungspersonal oder die Lernenden. Es ist noch nicht geklärt, in welchen Situationen und aus welchen Gründen der Migrationshintergrund von Lehrkräften mit Relevanz besetzt wird und damit auch eine Ressource oder eine Belastung darstellen kann.

Die Perspektive dieser Akteursgruppe ist bislang nur rudimentär untersucht worden und wird nun im Rahmen dieser Dissertation mittels Interviews und einer qualitativen Datenauswertung geschärft. Bleibt ihre Perspektive unerforscht, so deutet dies auf verkürzt gedachte Automatismen und Sinnzusammenhänge bezüglich ihrer erfahrenen Berufsrealität und ihrer Professionalisierung hin. Dabei lassen sich derartige Erkenntnisse nicht ausschließlich auf den Migrationsbereich übertragen, sondern können im Rahmen von multiplen und intersektionellen Zugehörigkeiten einen Erkenntnisgewinn für alle Lehrkräfte und Lernende ermöglichen. Ziel der Dissertation ist dabei ebenso ein intersektionelles Modell für die Analyse des Migrationshintergrundes zu generieren, das der Reduktion auf die „Herkunft“ durch empirisch festgestellte Komplexitätsmerkmale begegnet und dabei den schulischen Kontext von Lehrpersonen berücksichtigt. Für eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse und einer Differenzierung hinsichtlich einer Reihe an denkbaren Migrationshintergründen und Schulkontexten wird exemplarisch der arabische Migrationshintergrund von Sekundarlehrkräften in Baden-Württemberg in den Fokus genommen.