Lehrstuhl für Schulpädagogik
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Eva Kraft - Ressourcenorientiere Schulwahl im urbanen Raum - Eine Untersuchung an Schulen im Großraum München im Rahmen des Projekts „Klasse, Vielfalt!“

Kurzbeschreibung

Wer die Wahl hat, hat die Qual.

Dieses Sprichwort trifft auch bei der vermeintlichen Entscheidung für eine passende Schule zu. Denn obwohl in Deutschland die Schulwahl mehr oder weniger streng durch den Gesetzgeber vorgegeben wird, sehen sich viele Eltern in der Pflicht die richtige Schule für ihre Kinder zu finden. Schlagzeilen wie „Kinder unter Leistungsdruck: Worauf sollten Eltern bei der Schulwahl achten?“ oder „Einschulung: Zu diesen Tricks greifen die Eltern“ spiegeln dieses Phänomen wider. Auch laut den PISA-Befragungen der letzten Jahre zeichnet sich ein gewisser Trend zur freieren Schulwahl ab. So hingen Regularien zur Schulzuweisung von Schüler:innen im Jahr 2015 deutlich weniger von der Wohnadresse ab als noch 2000. Viele Eltern wollen oder müssen also in der Lage sein, eine „gute“ von einer „schlechten“ Schule zu unterscheiden und so die passende Wahl zu treffen. Die Anforderungen an Familien steigen, der Druck sich, um die richtige Schule für sein Kind zu kümmern, wird erhöht. Durch diese Situation entsteht das Phänomen, dass sich Eltern in städtischen Gebieten unter bestimmten Bedingungen gegen die zugewiesene oder wohnortnahe Schule entscheiden. Dabei ist ein Einfluss auf die Leistungen von Schüler:innen durch aktive Schulwahl umstritten.

Vor allem im strenger regulierten Primarbereich gibt es eine zunehmende Zahl an Eltern, die sich gezielte Strategien für eine Schulvermeidung zurechtlegen und diese auch anwenden. Diese Tricks reichen vom Gastschulantrag über einen rechtzeitigen Umzug vor der Einschulung bis ihn zur erschlichenen falschen Meldeadresse, damit die ortsnahe Schule vermeiden werden kann. Familien entscheiden sich also aktiv gegen bestimmte Schulen und nehmen dafür teilweise beachtliche Hürden, im Zweifel sogar illegale Mittel in Kauf. Im Übergang zur Sekundarstufe spielt das Verhalten der Eltern oft sogar noch eine wichtigere Rolle, da hier im Gegensatz zur Primarstufe in den meisten Fällen aktive Schulwahlentscheidungen von den Familien gefordert werden. Auch hier ist defizitorientiertes Schulwahlverhalten, vor allem von gutverdienenden und bildungsnahen Eltern, zu beobachten.

Das geplante Dissertationsprojekt möchte gezielt einen Gegenpol zum beschriebenen Phänomen setzen. Anstatt der defizitorientieren Schulwahl soll der Fokus auf ressourcenorientierte Schulwahlprozesse gelenkt werden. Es sollen Gründe für eine mögliche Passung zu bestimmten Schulen untersucht werden, anstatt die Gründe für vermeidendes Verhalten in den Vordergrund zu stellen. Dabei soll nicht nur die Perspektive der Eltern beleuchtet werden, sondern auch die der Kinder und Jugendlichen selbst, sowie die der Lehrkräfte und der Schulleitenden. Die Erhebung der Daten erfolgt im Rahmen des Projekts „Klasse, Vielfalt!“ am Lehrstuhl für Schulpädagogik der LMU München.

Projektzusammenhang

Projekt „Klasse, Vielfalt!“