Lehrstuhl für Schulpädagogik
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Fall 1: Sprachförderung in Regelkassen nach der Übergangsklasse

Lehrerinnen und Lehrer an einer Mittelschule in München sehen es als problematisch an, wenn Jugendliche aus Übergangsklassen, wie von der Schulordnung für die Mittelschulen in Bayern vorgesehen, bereits nach zwei Jahren in Regelklassen überwiesen werden. Die Lehrkräfte sind der Meinung, dass das Sprachniveau der Jugendlichen nach zwei Jahren Übergangsklasse nicht dem für die Regelklasse erforderlichen Niveau entspricht – obwohl die meisten Jugendlichen aus Übergangsklassen sehr motiviert und engagiert beim Sprachenlernen sind. Die Lehrkräfte sehen sich in einer Zwickmühle gefangen: Zum einen muss der Unterricht in der Regelklasse gemäß Lehrplänen und weiteren Vorgaben auf einem bestimmten Sprach- und Materialniveau gehalten werden, zum anderen brauchen Jugendliche aus Übergangsklassen eine besondere Förderung, die eben nicht durch den Einsatz üblicher Unterrichtsmaterialien erreicht werden kann. Sie wollen nun auf einer Schulkonferenz mögliche Lösungsoptionen diskutieren.

Analysefragen

Perspektivische Interpretation

  1. Analysieren Sie die Situation aus der Perspektive der Lehrerinnen und Lehrer: Was empfinden Lehrerinnen und Lehrer als Problem und warum? Welche Vorstellungen und Erwartungen an die Schülerschaft knüpfen an diese Problemwahrnehmung an? Welche pädagogischen Routinen und Abläufe können durch die beschriebene Situation beeinträchtigt werden?
  2. Beziehen Sie nun die Perspektive der Schülerinnen und Schüler aus der Übergangsklasse in Ihre Überlegungen mit ein: Was sind Chancen, aber auch Herausforderungen, die den Schülerinnen und Schülern aus der Übergangsklasse in der neuen Klasse möglicherweise begegnen?
  3. Denken Sie ebenfalls an die Perspektive der Schülerinnen und Schüler in der Regelklasse: Welche Chancen und Schwierigkeiten könnten sich bei einer schnellen Integration der Schülerinnen und Schüler aus der Übergangsklasse in die Regelklasse eventuell aus Sicht der ‚Regelschülerinnen und Regelschüler‘ ergeben?

Mehrebenen-Interpretation

Versuchen Sie nun, die Situation über die individuelle Ebene hinaus zu interpretieren und dabei folgende Phänomene zu berücksichtigen:

  1. Institutionelle Rahmenbedingungen: Welchen Einfluss haben bestehende institutionelle Abläufe und Vorgaben an Schulen möglicherweise auf die beschriebene Situation?
  2. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen: Welche Rolle spielen bestehende (mehrheits-) gesellschaftliche Strukturen möglicherweise bei der Entstehung der Situation? 

Handlungsoptionen

  1. Individuelle Ebene: Welche Handlungsoptionen wären für die Lehrerinnen und Lehrer möglich? Welche Maßnahmen könnten Schülerinnen und Schüler aus Übergangsklassen selbst ergreifen? Was könnten Schülerinnen und Schüler aus Regelklassen tun?
  2. Strukturelle Ebene: Welche Lösungen wären aus Ihrer Sicht auf der institutionellen Ebene (einzelne Schulen sowie Schulbildungssystem im Allgemeinen) notwendig?
  3. Welche Fragen, Schwierigkeiten, Widersprüche etc. können sich ergeben?
⬅️ 2.3 Mehrsprachigkeit in der Schule Fall 1.1 Impulse zur Falllösung: Perspektivische Interpretation ➡️